Sonntag, 12. November 2017

Deutschland: Auf zu besseren Zeiten



Deutschland - 2011 fand in Deutschland die letzte Volkszählung statt, mündige Bürger werden sich vielleicht noch an die Datenerhebung erinnern. Dabei galt es allerdings nur Angaben zu Familienstand, Herkunft und Beschäftigungsverhältnis zu machen. Heuer sucht der Norddeutsche Rundfunk mittels eines Online-Bewerbungsbogens Mitglieder für das 100köpfige Europa-Panel, das von Anbeginn her die Suche nach dem deutschen Song Contest-Beitrag begleiten wird. 

Im Auftrag des NDR sucht das Unternehmen Simon-Kucher & Partners aktuell deutschlandweit nach geeigneten Menschen, die anhand von 30sekündigen Clips von Eurovisionsbeiträgen der letzten Jahre auf ihre "Europatauglichkeit" geprüft werden. Zu bewerten galt es Beiträge von Tinkara Kovač, Polina Gagarina, Michał Szpak, Kristian Kostov und weiteren aktuellen Song Contest-Interpreten. Anhand der Daten wird der Quotient ermittelt, den Bewerber benötigen, um am Panel teilzunehmen. Wie Thomas Schreiber erklärte, haben sich über 15.000 Menschen dazu bereit erklärt, den deutschen Beitrag zu suchen.

Innerhalb von 14 Tagen nach Beendigung der Umfrage sollen geeignete Bewerber eine Einladung erhalten. Diese sollen anschließend an zwei Terminen "vor Ort" die vorausgewählten 200 Beiträge bewerten. Wann und wo diese Bewertungen vorgenommen werden, ist noch nicht fix, offenbar soll aber alles noch vor Weihnachten über die Bühne gehen. Unterdessen veranstaltet der NDR weiter seine Roadshow, zuletzt in der Dachlounge des RBB in Berlin, morgen dann vor heimischer Kulisse am Rothenbaum in Hamburg. Allein die Bereitschaft des Senders, sich Fragen und Kritik anhören zu lassen spricht dafür, dass man bemüht ist, die Scherben der letzten Jahre aufzukehren.

In Berlin plauderte Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber darüber, dass in der Vergangenheit versucht wurde, den Bundesvision Song Contest als Vorentscheid einzukaufen, das Konzept von den Rechteinhabern jedoch nicht abgetreten wurde. Ebenso sei auch der Versuch gescheitert, Levinas "Perfect life" aufzuwerten, da sich die Komponisten Änderungen widersetzten. Sämtliche Roadshow-Debatten wurden als sehr informativ aufgefasst, man darf gespannt sein, in welche Richtung sich das Konzept für das kommende Jahr bewegt. 

Aber um es mit den Worten von Anke Engelke zu sagen: "...it is good to be able to vote and it is good to have a choice." Der NDR setzt auf Schwarmintelligenz von Eurovisionskundigen, die bereits im Vorfeld nicht Komplatibles aussortieren sollen, um einen guten und vielfältigen Vorentscheid auf die Beine zu stellen. Wir dürfen weiterhin gespannt sein, welche Route der Sender auf seinem Weg nach Lissabon einschlägt. Um den Bogen zur anfänglichen Volkszählung zu schlagen, wer von euch hat es in die zweite Runde des Panel-Castings geschafft?