Sonntag, 30. April 2017

Tag 1: Wenn eine Amsel ihre Lebenslust verliert



Finnland - Ich fasse möglichst neutral zusammen: Nach der Trash-Darbietung von Slavko aus Montenegro erscheint die finnische Probe sehr bieder. Der rot getünchte Hintergrund ist schön, der Auftritt der beiden Akteure sehr klassisch. Zu klassisch, denn mit dieser angestaubten Nummer lockt man niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Ansonsten gleich der Auftritt dem des finnischen Vorentscheids.

Die gute Leena steht in ihrem schwarzen Kleid vor ihrem Partner Lasse, der sich am Flügel niedergelassen hat. Drei Minuten, die mir persönlich wie zehn vorkommen, trällert sie schwermütig über die Amsel, die doch bitte aufhören möge zu singen. Wie aus dem Pressezentrum überliefert ist, wird es viele Close Ups der Kamera von Leena geben, irgendwie muss man die Nummer ja auch füllen.

Zweifelsohne ist das Lied solide und ihre Gesangsleistung, abgesehen von einem verpassten Einsatz, makellos, aber eben auch sehr langweilig, fast schon verbissen schwermütig, sodass für meinen Geschmack zwar eine Stimmung aufkommt, aber eben keine, bei der man Glücksgefühle empfindet. Ich würde den finnischen Auftritt mit einer Begegnung mit Dementoren aus Harry Potter gleichsetzen, die jegliche Lebensfreude aussaugen.

Irgendwie habe ich trotzdem noch die Vorahnung, dass die Finnen vom gleichen Modus profitieren können, mit dem es Anouk 2013 für die Niederlande schon ins Finale geschafft hat. Auch sie hat über Vögel gesungen und eine sehr melancholische Nummer vorgeführt, die allerdings um Klassen besser war als der diesjährige finnische Beitrag. Es obliegt nun den Zuschauern, ob sie sich auch am Samstagabend zur besten Sendezeit eine Dosis Propofol in Musikform verabreichen wollen...

Finnland möchte mit Close Up-Aufnahmen punkten und mit drei Minuten Langeweile
Alles schon gesehen, die Choreographie erinnert an den finnischen Vorentscheid

Norma John - Blackbird