Sonntag, 30. April 2017

Tag 1: Praktische Prüfung im Bereich Alleinunterhaltung



Montenegro - Ach Montenegro, ich könnte so viel über dich schreiben... du bist eben der kleine Rebell des Eurovision Song Contests, um keinen Auftritt verlegen, du hast schon Trojanische Pferde, Astronauten und soft gewaschene Hardrock-Jungs aufgeboten, aber was sich da heute in Kiew abgespielt hat, schlägt wohl alles bisher dagewesene. Hätte Slavko Kalezić noch ein Tûtû an, er wäre die Queen des diesjährigen Eurovision Song Contests.

Der Zuschauer des ersten Halbfinals wird nicht enttäuscht, wenn es um Drama geht. Slavko hat seinen eingeflochtenen zwei Meter langen Zopf dabei, dazu trägt er eine Art schwarze, transparente Strumpfhose als Oberteil und eine Fischschuppenhose in Türkis, bei der selbst Zoli Ádok aus Ungarn wie ein durchweg heterosexueller Akteur ausschaut. Den Unterrock von Jamalas letztjährigem Siegerkleid hat er zudem auch noch aufgetragen. Hinzu kommen exaltierte Moves, die eher lächerlich als gekonnt ausschauen.

Wir dürfen uns wohl auf die Inszenesetzung des riesigen Pferdeschwanzes freuen, was durchaus zweideutig verstanden werden kann, angesichts des Textes, mit dem Slavko nach Kiew gereist ist. Im Hintergrund sehen wir einen Flug mit dem besungenen Spaceship durch den Kosmos, vorbei an Sternennebeln und Dunstwolken im Weltall. Montenegro weiß zu unterhalten, als Comedy-Act dürfte "Space" wirklich durchgehen, als seriöser Teilnehmer eher weniger.

Aber ich möchte Montenegro bei aller Lächerlichkeit danken, dass sie sich nicht dem Mainstream-Trend beugen, den andere Nationen vorgeben und eine eigene Choreographie bringen. 2008 in Belgrad wäre Slavko damit vielleicht gar nicht aufgefallen, hier schafft er es aber, drei Minuten zu unterhalten. Ob man die Nummer nun gut oder schlecht findet, er schafft es jedenfalls, dass man hinschaut.

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Die schrägste Performance in der Milchstraße

Slavko Kalezić - Space