Samstag, 29. April 2017

Deutschland: Über unsere Jury und Social Media-Zorn



Deutschland - Der NDR hat die diesjährige deutsche Song Contest-Jury vorgestellt, die in diesem Jahr wieder 50% des nationalen Gesamtergebnisses ausmachen wird. Seit Stockholm 2016 wertet diese nunmehr unabhängig von den Zuschauern, ihre Ergebnisse fließen in ein eigenes Voting ein, sodass sowohl Zuschauer als auch Juroren eine eigene Song Contest-Wertung erstellen. Die Punkte der Juroren werden anschließend beim Song Contest einzeln präsentiert, die der Zuschauer hingegen gebündelt vorgestellt.

Den Vorsitz unserer diesjährigen Jury erhält unsere erste Song Contest-Siegerin Nicole, die ihre Nominierung wie folgt kommentierte: "Ich bin gerne in der Jury, weil ich die Eurovision seit vielen Jahren intensiv begleite und ich mir durchaus ein gutes Urteilsvermögen zutraue." Die vier übrigen Mitglieder der nationalen Jury sind Soulsängerin Joy Denalane, Produzent Andreas Herbig, Sänger Adel Tawil und Newcomer Wincent Weiss. "Ich bin gespannt, wie Nicole und ihre Kollegen die Auftritte bei der größten Live-Musikshow der Erde in Kiew bewerten und gewichten werden.", hallt es von ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber auf Eurovision.de.

Und genau diesem möchte ich noch einen Tipp mit auf den Weg geben: Es gibt Leute, die sich allgemein als Eurovisionsfans bezeichnen. Jawohl, auch in Deutschland gibt es sie. Und sie sind gut organisiert, vor allem aber sind sie mit Leidenschaft bei der Sache dabei und egal wie zynisch manchmal über Song Contest-Beiträge, den eigenen oder die internationale Konkurrenz, geurteilt wird, sie sind Fans mit Leib und Seele. Unter diesen Umständen sollte man vielleicht versuchen, sich mit jenen Fans gut zu stellen...

Dazu gehört auch eine professionelle Übertragung der Shows. Eurovisionsfans sind es gewöhnt, sich im Vorfeld der Eurovision zu informieren, auf welchem Spartenkanal die Halbfinals ausgestrahlt werden und ich habe auch kein Problem damit, mich jedes Jahr zwischen NDR, Phoenix und dem ehemaligen EinsFestival abzuwechseln. In diesem Jahr werden sie nur auf ONE gezeigt. Aber die Information zu beiden Semifinals, "Wir zeigen die Show live mit Social Media Einblendungen." ist wie ein Schlag ins Gesicht. Beim Eurovision Song Contest geht es (und bestimmt nicht nur mir) darum, Musik zu hören und die Auftritte zu sehen. 

Es gab bereits Kritik, als 2010 und 2011 die Telefonnummern der Beiträge über weite Strecken beim Song Contest eingeblendet waren und den Blick auf die Performance einschränkten. Die EBU war schnell bemüht sich dieser lästigen Dauereinblendung zu entledigen. Ich möchte keine, für mich vollkommen irrelevanten, Twitter-Meldungen und Online-Kommentare irgendwelcher fremden Menschen aufgedrängt bekommen. Diese können genauso gut in den Videotext verfrachtet werden, so sie denn notwendig sind oder am besten direkt auf Twitter lassen. Denn es waren bestimmt nicht die üblichen Hipster und Twitter-Nutzer, die euch im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 3,8% im Halbfinale auf EinsFestival beschert haben. #facepalm