Sonntag, 26. März 2017

Exklusiv: Svala im Interview


Island - Es war 2011 vor dem Eurovision Song Contest in Düsseldorf als Magdalena Tul mein letztes Interview-Opfer wurde. Nach sechs Jahren wollte ich einfach ausprobieren ob ich es noch kann und habe eine Art Fragebogen an alle die diesjährigen Eurovisionsteilnehmer verteilt. Die erste, die uns diesen beantwortet hat, ist die isländische Sängerin Svala, die in diesem Jahr mit "Paper" am ersten Semifinale von Kiew am 9. Mai teilnimmt.

Hey Svala, stell' dich doch unseren Lesern kurz vor.
Ich heiße Svala Karitas Björgvinsdóttir und bin eine isländische Sängerin und Songwriterin. Ich wurde bereits in die isländische Musikindustrie hereingeboren, denn mein Vater Bo Halldorsson ist einer der erfolgreichsten Künstler in Island. Ich habe angefangen Musik aufzunehmen als ich sieben Jahre alt war. Ich habe zahllose Singles veröffentlicht und in meiner Karriere in diversen Bands mitgewirkt. 

Meinen ersten Nummer-Eins-Erfolg hatte ich als ich elf Jahre alt war und den zweiten mit 16. Als ich 20 Jahre alt war habe ich bei der EMI in Amerika einen Plattenvertrag unterschrieben, einen der größten Plattendeals, den je ein Isländer in Amerika erhalten hat. Meine erste Single, an der ich mitgeschrieben habe kam 2001 heraus und war in Amerika so erfolgreich, dass sie die Top 30 Billboard Charts erreichte. Ich habe zwei Soloalben und drei Alben mit meiner Band Steed Lord veröffentlicht.Steed Lord haben wir 2006 gegründet und wir waren weltweit erfolgreich. 

Ich bin weltweit aufgetreten, habe eine Kleiderkollektion für H&M entworfen, in einer Menge amerikanischer TV-Sendungen gesungen, Werbung und einige Filme gedreht. 2009 bin ich nach Los Angeles gezogen und lebe dort nun seit acht Jahren mit meinem Ehemann, der auch Songwriter, Produzent und Director ist. Ich habe meine eigene Modekollektion namens KALI und verkaufe diese online. Letztes Jahr habe ich meine neue Band Blissful gegründet und unsere erste Single "Elevate" schnitt bei Spotify ganz gut ab. Außerdem war ich zwei Staffeln lang Jurorin bei "The Voice" in Island. Ach ja, und ich liebe Katzen.

Wie fühlt sich das an, für Island zum Eurovision Song Contest zu fahren?
Ich bin mit meiner Musik so viel in der Welt herumgereist, ich war überall und habe meine Musik vorgestellt. Aber ich war noch nie in der Ukraine und bin sehr gespannt auf dieses neue Land. Es wird garantiert lustig und ich freue mich sehr darauf.

Wie bist du in den nationalen Vorentscheid in Island hereingerutscht?
Es war die Idee meines Mannes, sagte, wir sollten es mit "Paper" versuchen. Wir haben den Song zusammen mit Lester Mendez und Lily Elise in L.A. geschrieben. Die letzten zwei Jahre haben wir gemeinsam im Studio an neuer Musik für Blissful gearbeitet und dabei kam auch "Paper" heraus. Wir wussten gleich, dass der Song episch und groß ist. Und mein Mann Einar dachte, es wäre toll, ihn beim isländischen Vorentscheid einzureichen. Ich habe ein paar Tage darüber nachgedacht, mich dann aber doch dafür entschieden, weil die Message so wichtig ist und ich dachte, hm, es könnte gut abschneiden. Ich freue mich, so viel Rückmeldung auf meinen Song zu bekommen. Das hat eine richtige Eigendynamik entwickelt.

Was bedeutet die Eurovision für dich?
Es ist eine tolle Gelegenheit, einem so viel größeren Publikum seine Musik und seine Stimme näherzubringen. So viele Menschen schauen die Eurovision und es ist eine große Sache, so eine große Plattform geboten zu bekommen. Es ist auch eine fantastische Gelegenheit, weltweit so viele Menschen mit Musik und in unterschiedlichen Stimmen zu vereinen. Es ist wirklich schön.

Was war deine wichtigste Erfahrung mit der Eurovision bisher?
Als ich auf Island mit so überraschend vielen Stimmen gewonnen habe. Ich habe so eine tolle Erfahrung damit gemacht, zu spüren, dass mein Song und ich so viel Unterstützung erhalten. Ich bin für diese Erfahrung so dankbar!

Hattest du schon die Möglichkeit, dir ein paar der anderen Lieder anzuhören?
Ja, ein paar habe ich mir schon angehört. Ich liebe Finnland und ihr Lied, Serbien ist auch ganz cool und Mazedonien. Das Lied aus Armenien ist auch ganz schön.

Worum geht es in deinem eigenen Lied?
In meinem Lied geht es um ein eigenes Erlebnis. Es geht darum um verschiedene Abschnitte in deinem Leben. Ich war ständig in den isländischen Medien und deswegen hatte trug ich in meinem Leben immer eine große Angst mit mir herum, seitdem ich ein Teenager war. Musik war immer so etwas wie ein Seelenheil für mich und mein sicherer Platz. Ich wollte zu Papier bringen, durch was für Zeiten und Schwierigkeiten ich in meinem Leben gegangen bin. Wir hadern alle mit irgendwelchen Dingen, niemand hat ein perfektes Leben. 

Das verbindet uns als Menschen. "Paper" ist eine Metapher für Gefühle, als ich mit Lily den Text schrieb, wollte ich die Bezug auf meine Probleme nehmen. Meine Ängste machen mich schwach und verletzlich wie ein Stück Papier. Du kannst so viel mit Papier machen, es schneiden, verbrennen, zerreißen und es wieder zusammenkleben, es lochen, zerknüllen und so weiter. Aber du kannst damit auch schöne Dinge machen, darauf malen, Gedichte und Geschichten schreiben, wunderschöne Briefe für geliebte Menschen schreiben und so weiter.

Die Intention hinter meinem Lied ist "Sei offen und ehrlich und lass' dich nicht von deinen Problemen unterkriegen". Wenn wir uns öffnen und miteinander reden müssen wir unsere Ängste nicht mit uns allein ausmachen. Darum geht es in "Paper".

Was können wir von dir auf der Bühne in Kiew erwarten?
Eine wunderschöne Show. Eine makellose stimmliche Leistung und eine sehr ausdrucksstarke und ehrlich gemeinte Bühnenshow.

Worauf freust du dich bei der Eurovision am meisten?
Vor all diesen Menschen auf dieser großen Bühne auftreten zu können. Ich liebe es, auf der Bühne zu sein und ich liebe es live aus vollem Herzen zu singen. Das gibt mir den ultimativen Kick Menschen mit meiner Stimme und meiner Musik zu berühren.

Dein Vater war auch schon bei der Eurovision. Hat er dir ein paar Ratschläge gegeben?
Ja, er nahm 1995 mit "Núna" teil. Er erklärte mir, ich soll die ganze Reise einfach nur genießen und Spaß dabei haben. Ich gebe mein Bestes und hoffe freue mich auf all diejenigen, die ich dort treffen werde.

Was würdest du machen, wenn Island einer der zehn glücklichen Finalisten wäre?
Ich würde vor Freude total laut schreien und springen und danach meinen Mann küssen und umarmen.

Möchtest du uns noch etwas mit auf den Weg geben?
Vielen Dank, dass ihr mein Interview gelesen habt. Ich wünsche euch eine schöne Zeit, Liebe und Licht für jeden von euch. Wenn ihr mich auf meiner Eurovisionsreise begleiten möchtet, könnt ihr das auf Snapchat oder Instagram unter "svalakali" tun.

Svala - Paper