Sonntag, 3. Juli 2016

Eurovision am Sonntag (47)



Europa - "Am siebten Tag sollst du ruhen", so steht es geschrieben und die deutsche Nationalmannschaft, die gestern in einem Fußball-Thriller gegen Italien im Elfmeterschießen ihren großen Moment hatte, wird wohl auch ganz gemütlich ausschlafen und später das letzte Viertelfinale zwischen Frankreich und Island schauen. Die Sympathien liegen deutlich auf isländischer Seite, inzwischen habe ich das Thema aber auch etwas tot geredet und kann schwer neue Bezüge zum Eurovision Song Contest herstellen.

Endstand:
 Deutschland vs. Italien  
6:5 (n.E.)

Die griechische Ära, von
Olympia bis Eurovision war
Griechenland auf Erfolgskurs
Ich gehe stark davon aus, dass das isländische Fernsehen seine Bestätigung für die Teilnahme am Wettbewerb 2017 ausspricht, sobald die EM-Euphorie nachlässt. Aber genau diese Euphoriewelle durch nationale Erfolge wollen wir ihnen gerne gönnen. Ähnliche Erfolgswellen hatte z.B. auch Griechenland 2004 und 2005. Erst gewannen sie die Europameisterschaft, ebenfalls total überraschend, dann haben sie tolle Olympische Spiele ausgerichtet und 2005 setzte Helena Paparizou dem Land erstmals die Eurovisionskrone auf. 

Irgendwann lassen solche Erfolgswellen auch wieder nach, immer wieder haben Länder solche Phasen. Österreich beispielsweise ist beim Song Contest ein ebenso gutes Beispiel. Auch wenn sie es nicht hinbekommen, ihren Bundespräsidenten aufzustellen, so haben sie in den letzten Jahren durchaus bewiesen, dass man sich aus dem Keller befreien kann, Nadine Beiler war 2011 in Düsseldorf ein kleiner Vorgeschmack, 2014 kam dann Conchita, die Europa ein kleines stückweit veränderte, 2016 lagen Europas Eurovisionsfans Zoë zu Füßen. Vielleicht schwappt die isländische Fußballeuphorie ja auch zum Song Contest rüber.

Die Platzierungen des 330.000 Einwohner zählenden Vulkaneilands im Nordatlantik sind die letzten beiden Jahre kaum nennenswert gewesen. Die letzte Finalplatzierung gab es 2014 in Dänemark. Mit Dänemark verbindet Island auch eine ganz besondere Beziehung, beide blicken auf eine lange gemeinsame Geschichte zurück und der regelmäßige Austausch von Höchstwertungen ist ein Resultat der engen Beziehungen. Dänemark bräuchte genau diese Welle auch mal wieder. Wenn man allerdings Jahr für Jahr das gleiche Lied zur Eurovision schickt, kann das auf Dauer nichts werden.

Dänemarks einziger Ausrutscher
nach oben: Emmelie de Forest
Die Statistik der dänischen Nationalmannschaft beispielsweise, Platz drei hinter Portugal und Albanien in Gruppe I, spricht symbolisch für das momentane Tief. Beim Song Contest 2014 gab man noch den tollen Gastgeber, die Moderatoren erfüllten den Kandidaten quasi ihre sehnlichsten Wünsche, etwa ein Menü vom Lieblingschinesen der französischen Delegation. Danach machte Dänemark den Fehler seinen typisch langweiligen Stangenpop auszuwählen. Anti Social Media und auch in diesem Jahr Lighthouse X waren die gelebte Mittelmäßigkeit und dabei hätte Dänemark ein ähnliches Potenzial wie Schweden, erfolgreiche Komponisten und einen vergleichbaren Musikmarkt.

Im, laut World Hapiness Report, glücklichsten Land der Welt, läuft es derzeit nicht rund. Problematisch ist, dass der nationale Vorentscheid stets nach dem gleichen Prozedere abläuft und der Melodi Grand Prix immer wieder die selben Genres präsentiert. Vielleicht sollten die Dänen etwas wagen. Bisher ging DR immer auf Nummer sicher. Schaut man sich die Beiträge seit Einführung der Halbfinals an, eckt kaum ein Beitrag an. Tomas Thordarson 2004 in Istanbul versuchte mit einer seichten Latino-Nummer, die ähnlich wie die Dramaqueen DQ 2007 im Mittelfeld des Halbfinals landete.

Kratzt heute wohl wieder an
der 100% Einschaltquote: Island
Mittlerweile zieht die dänische Stereotype á la Simon Mathew oder Jacob Sveistrup nicht mehr. Wünschen wir Dänemark Glück bei seinem nächsten Vorentscheid und dem dänischen Fernsehen etwas mehr Mut bei der Selektion der Beiträge für 2017. Und natürlich wünsche ich dem isländischen Team heute Abend alles Gute, große Erwartungen habe ich tatsächlich nicht, aber zumindest werden sie den Franzosen das Leben etwas schwerer machen. Insofern, "Áfram Ísland" und schönen Sonntag!

PS: Wie mir soeben noch aufgefallen ist, hat meine kleine Seite wieder einmal Zuwachs bekommen. Vor gut zwei Stunden hat sich der erste Besucher aus Lesotho auf Eurofire.me eingefunden. Das kleine "Kingdom in the sky" ist damit #224 in meinem Flaggenzähler, liebe Grüße nach Maseru.

Programmtipp:
So., 3. Juli 2016 - 21:00 Uhr
Fußball-Europameisterschaft

 Frankreich vsIsland  
live aus dem Stade de France in Saint-Denis, Kommentar: Béla Réthy
Verlängerung und Elfmeterschießen möglich!