Freitag, 6. Mai 2016

Tag 6: Zweites Semifinale im Stechschritt



Europa - Bereits heute war es teilweise gar nicht so einfach, hinterher zu kommen mit all den Proben, Pressekonferenzen, Videos, Bildern und dem "gewöhnlichen" Tagesgeschäft. Nach dem fünften Probentag steht Russland bei vielen Befragten bereits als einsamer Sieger fest, die Probe des Franzosen, der momentan im Ranking auf der #2 steht, hat ihn ein bisschen zurückfallen lassen. Ansonsten haben all die Proben kaum Aufschluss über Favoriten, Underdogs und Kanonenfutter gegeben, wie immer beim Eurovision Song Contest kommt es sowieso anders als man denkt.

Morgen erleben wir dann ab 9:50 Uhr zunächst die deutsche Probe von Jamie-Lee, deren Chancen ich unabhängig von der Probe als ziemlich gering einschätze. Irgendwie ist mir bei dem Durchsehen diverser Probenvideos aufgefallen, dass "Ghost" doch sehr schwach rüberkommt, das hatte ich anders in Erinnerung bzw. mir vielleicht auch ein bisschen eingeredet. Am Ende ist man doch irgendwo immer ein klein wenig patriotisch, also lasse ich mich einfach mal überraschen, was die kleine Manga-Maus morgen auf die Bühne bringt.


Ihr folgen zunächst noch die Italienerin Francesca Michielin und das britische Duo, bevor es dann mit dem kompletten zweiten Semifinale ähnlich vonstatten geht wie heute, nur dass die letzte Pressekonferenz nicht um 22:05 Uhr sondern erst um 22:25 Uhr endet. Es wird der letzte große Probentag, am Sonntag stehen lediglich noch einmal die Finalisten auf der Bühne, bevor der Song Contest offiziell bei der Welcome's Reception eröffnet wird.

Unabhängig von dem ganzen Probentrubel haben wir auch noch einige Reaktionen eingefangen, darunter die Erklärung von OUTtv in Kanada, dass man den Eurovision Song Contest 2016 nicht ins Programm aufnehmen werde. Auch, wobei das weniger verwundert, wird der gibraltarische Sender GBC den Wettbewerb nicht übertragen, wie uns eine Sendersprecherin mitteilte. Damit dürfte das Feld derer, die nicht am Eurovision Song Contest teilnehmen, ihn aber übertragen, vorerst vollständig sein.

Außerdem habe ich ein sehr spannendes Interview mit den Moderatoren des Wettbewerbs, Måns Zelmerlöw und Petra Mede gelesen, in dem es u.a. auch um die aktuelle Situation in Europa geht. Das Ziel der Scripter und der Organisatoren sei es, in Zeiten von Terrorismus und Flüchtlingskrise nicht zu kapitulieren, sondern mit dem Eurovision Song Contest eine "Flamme der Hoffnung" zu entzünden. Auch die seit 2013 eingeführten homophoben Gesetze in Russland sollen scheinbar dezent tangiert werden. "Wir werden darüber sprechen, dass Liebe nichts Exklusives ist. Wir glauben, dass Schweden immer dafür stand und dies auch in Zukunft tun wird. Wir wollen zeigen, dass wir eine solche Gesetzgebung nicht unterstützen.", so Petra Mede.

Man werde die geeigneten Worte finden. "Eigentlich sollten wir es uns fast wünschen, dass nächstes Jahr eine Invasion der Liebe über Russland durch die Fans hereinbrechen werde.", sollte Sergey Lazarev den Wettbewerb kommenden Samstag für sich entscheiden. Wir sind sehr gespannt, was dieses Script alles beinhalten wird, wünschen aber jetzt erst einmal eine angenehme Nacht, morgen früh geht es ja schon wieder von vorne los.