Mittwoch, 4. Mai 2016

Tag 3: Der klassische Eurovisionsbeitrag



Polen - Michał Szpak aus Polen liefert in diesem Jahr den, wie ich finde, klassischsten Eurovisionsbeitrag ab. Leider sind Lieder vom Typ "Color of your life", irgendwie 90er, eine aussterbende Spezies, dennoch gibt es sie noch, so wie schwedischen Schlager oder portugiesischen Fado (beides in diesem Jahrgang leider nicht vertreten). Andere Quellen melden einen androgynen Auftritt, ob der lackierten Fingernägel und der Zottelmähne, ich sehe nur eine sehr klassische Darbietung aus Polen, die ich für finalträchtig halte. Allerdings sollte er dieses armlose Silberoberteil noch austauschen...

Der Pole wird auf der Bühne von drei Geigerinnen, einem Pianospieler und einer Cellistin begleitet. Ähnlich wie beim schwedischen Auftritt gestern Abend werden im Hintergrund Schlagworte aus dem Songtext angeworfen, der Hintergrund verhält sich aber auch schon wieder blau, rötlich, vom besungenen "Black or white" ist wenig zu sehen. Irgendwie neigen die Delegationen dazu, blau in den Vordergrund zu rücken, war früher mehr Farbe? Michał jedenfalls singt einwandfrei, damit kann der Pole mit dem Piratenlook richtig Punkte gut machen. 

Es wäre für Polen das dritte Jahr in Folge, in dem es im Finale vertreten wäre, das gab es zuletzt tatsächlich zwischen 1997 und 1999. Polen setzt auch in diesem Jahr wieder große Erwartungen in seinen Kandidaten. Die Typberatung scheint indes noch nicht 100%ig abgeschlossen, das Outfit für das zweite Semifinale scheint noch nicht festgelegt, ich würde mir den roten Musketieranzug vom polnischen Vorentscheid zurückwünschen, damit wenigstens hier ein Farbakzent gesetzt wird.

"I am a little sad today", war Michałs Kommentar auf die Frage eines polnischen Journalisten nach seinem Befinden. Er wirkte etwas angeschlagen und nervös, es sei aber doch alles noch in Ordnung. Der Pole wirkt fast zerbrechlich, auch als absolute Stille herrschte, nachdem er erklärte, dass er sein neues Album seiner voriges Jahr verstorbenen Mutter widmet. Musikalische Vorbilder seien für ihn David Bowie, Freddie Mercury und Marilyn Manson, da diese über Charisma verfügen. Zu seinen Eurovisionsfavoriten zählt er die türkische Sängerin Sertab Erener, ein eurovisionäres Grundwissen scheint also, anders als z.B. bei Finnland, vorhanden.




Wallende Haare im Backstagebereich: Michal ist da!
Begleitet wird er von Streicherinnen, einem Pianisten und einer Frau am Cello
Am Ende trug er nur noch ein schwarzes Tanktop