Sonntag, 17. April 2016

Eurovision am Sonntag (40)



Europa - Bereits in zwei Wochen beginnen die Proben in der Globen Arena in Stockholm und noch immer lässt der schwedische Sender SVT uns warten. Unter anderem fehlt bis zum jetzigen Zeitpunkt der Probenplan, der Aufschluss darüber gibt, wann die Kandidaten in diesem Jahr aufstehen müssten, um rechtzeitig zu den Sicherheitseinweisungen und schließlich auch zu ihrem Bühnenauftritt und den Pressekonferenzen pünktlich da zu sein. Auf Eurovision.tv (ganz unten) wirbt man mit "Coming soon" um Verständnis, in anderen Jahrgängen gab es den Plan bereits Mitte März...

Allgemein finde ich die Ausrichtung in Schweden in diesem Jahr sehr hinderlich, nicht nur, dass SVT und allen voran Schirmherr Christer Björkman lieb gewonnene Traditionen über den Haufen werfen und uns ihr Melodifestivalen-Konzept vorsetzen, die Präsentation offizieller Informationen zum Bühnen- und Rahmenprogramm des diesjährigen Wettbewerbs gestaltet sich als sehr kurzfristig, fast wie 2009 in Moskau, als bis kurz vor dem Song Contest noch nicht einmal die Moderatoren feststanden. Ein bisschen mehr Offenheit wäre wünschenswert, schließlich sind die Schweden doch sonst so herzlich, weltoffen und sympathisch. 

Die Eröffnung des ersten
ABU TV Song Festivals
Einen Schritt nach vorn gemacht hat unterdessen das australische Fernsehen SBS, das von der EBU bekanntermaßen das Konzept der Eurovision für den asiatischen Raum abgekauft hat. Der erste wirkliche Wettbewerb im asiatisch-pazifischen Raum scheiterte bisher am Engagement der Ausrichter, sei es OurSound in Indien oder das ABU TV Song Festival, bei dem es keinen Gewinner gibt. Nun bringt ein Rundfunk in der Region das nötige Know-How mit, Australien überträgt seit den 70ern den Eurovision Song Contest und nimmt seit letztem Jahr sogar als Gast teil. 

Helen Kellie vom australischen Fernsehen machte in dieser Woche erste Andeutungen zum geplanten Wettbewerb, so sollen zunächst maximal 20 Nationen teilnehmen, alles weitere würde den Rahmen einer Abendveranstaltung sprengen. Geplant ist ein Wettbewerb mit Nationen von Indien bis in den Pazifik hinein. Das impliziert Nationen wie Tonga und Tuvalu, nicht aber arabische und zentralasiatische Staaten. Feinheiten sollen zwar noch abgestimmt werden, man sei in Australien aber sehr optimistisch, dass die asiatisch-pazifische Musikszene bereits 2017 erstmals zusammenkommen wird.

Etwas taktlos hat sich in dieser Woche übrigens Christer Björkman in die Nesseln gesetzt. Normalerweise spricht man nicht schlecht über Tote, aber gegenüber dem britischen "Mirror" erklärte des Oberhaupt der schwedischen Song Contest-Monarchie, dass Terry Wogan mit seinen Kommentaren während des Eurovision Song Contests in einer kompletten Generation den Eindruck erweckt hätte, der Song Contest sei eine komplette Kitschveranstaltung, die keinerlei Relevanz habe. Weiter: "Das hat die Eurovision völlig verdorben.", so Björkman. Gegenwind erhielt Björkman sogleich von Bucks Fizz-Sängerin Cheryl Baker, die die Respektlosigkeit gegenüber Sir Terry Wogan abartig findet. 

Jahrelang die Stimme der BBC:
Sir Terry Wogan
"Terry was the face of Eurovision.", wird sie zitiert und verweist darauf, dass die Briten einen anderen Humor haben, man mache auch auf eigene Kosten seine Späße. Terry selbst sei der König der Selbstironie gewesen. Dass man Terrys Kommentare nicht immer ernst nehmen konnte, dürfte der britische TV-Zuschauer auch ohne die weisen Worte des schwedischen Propheten erkannt haben. Statt sich schlecht über andere Kommentatoren zu äußern, sollte er lieber dafür sorgen, dass bei der Eurovision im eigenen Land alles glatt läuft und wohl gemerkt, mir ist nicht bekannt, dass sich Terry Wogan 1992 bei seinem blassen Eurovisionsbeitrag "I morgon är en annan dag" über Björkman lustig gemacht hat. In der Mirror-Umfrage unter dem entsprechenden Beitrag erklärten zudem 89% der User, dass Wogan die Eurovision nicht ruiniert hat.

Zum Abschluss noch ein Blick auf die aktuellen Wettquoten des diesjährigen Jahrgangs, an der Spitze hat sich nichts getan, die Russen führen nach wie vor das Ranking an, dahinter Amir Haddad aus Frankreich, Frans aus Schweden und Dami Im aus Australien. Gut im Rennen liegt auch Tschechien, das mittlerweile sogar an Aserbaidschan vorbeigezogen ist. Deutschland sinkt etwas und rutscht hinter Island, dahinter Norwegen und Österreich. Im Keller gibt es mit Rykka aus der Schweiz eine neue rote Laterne. Bisher hatte die slowenische Sängerin ManuElla die Bottom-Position inne, nunmehr ist sie hinter Serhat aus San Marino Vorletzte.

Immerhin gibt es täglich Bilder von den Fortschritten aus der Halle