Sonntag, 6. März 2016

Eurovision am Sonntag (37)



Europa - Die vorletzte Vorentscheidungswoche ist so gut wie vorbei. Heute Abend entscheidet sich noch in Rumänien, wer zum Eurovision Song Contest nach Stockholm fahren darf und das Teilnehmerfeld wird langsam aber sicher vollzählig. Einige Songs fehlen noch, darunter die Rückkehrer aus Kroatien und Bulgarien oder die sonst als Favoriten gehandelten Griechen und Aseris. 

Nummer 1 in Stockholm?
Sergey Lazarev
Die Wettquoten führt derzeit aber hinter Schweden Russland an, mit dem Lied, dem ich von allen bisherigen Songs für Stockholm die eurovisionstypischste Melodie zusprechen möchte. Sergey Lazarev tritt mit einem großartigen Lied an, anders kann ich es nicht sagen, "You're the only one" ist eingängig, bringt alles mit, was beim Song Contest gezündet hat und der Interpret ist auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus bekannt. Eben drum führt er das Ranking der Quoten an.

Bis zum gestrigen Abend wurde auch Polen als Siegesanwärter gehandelt. 85% der Fans sind auch davon ausgegangen, dass entweder Edyta Górniak oder die umjubelte Margaret das Ticket löst. Eine Klatsche für die ausländischen Fans gab es aber vom polnischen Publikum, die sich für Michał Szpak, einen 25jährigen Castingshow-Teilnehmer entschieden. Das Lied "Color of your life" ist auch durchaus hörbar, wie ich nach dem anfänglichen Schock feststelle, allerdings erinnert die Optik eher an einen wilden Korsaren, der bei einem Look-A-Like-Wettbewerb für den nächsten "Fluch der Karibik"-Film vorsprechen möchte.

Michał Szpak war
nicht eingeplant
Polen rutscht seither im Quotenkampf Stück für Stück nach unten durch, inzwischen ist sogar Jamie-Lee mit ihrem "Ghost" an ihm vorbeigezogen. Deutschland behauptet sich derzeit zwischen anderen Fanfavoriten wie Lettland, Armenien und Frankreich. Auf der #3 im Ranking liegt derzeit Australien, das zwar seine Künstlerin vorgestellt hat, nicht jedoch den Beitrag, den Dami in Stockholm singen wird. Auf den hintersten Rängen findet man auch die üblichen Verdächtigen wie San Marino, Georgien, Weißrussland und Schlusslicht Montenegro.

Eben die Montenegriner haben in dieser Woche auch ihren Beitrag vorgestellt, eine ziemlich ungelenke Rocknummer namens "The real thing". Wenn ich mich an die Zeiten zurückerinnere, in denen Serbien-Montenegro mit "Zauvijek moja" in Kiew angetreten ist, wird mir ganz schwindelig. Da hat man noch den Balkansound zu hören bekommen, den ich mir auch für dieses Jahr gewünscht hätte, aber die kleine Revoluzzerrepublik an der Adria hat ja gerne mal einen Beitrag im Rennen, der etwas out of order ist. Für das Finale wird es meines Erachtens aber nicht reichen, zweimal hat es mit Balkanmucke funktioniert, nun scheint Schluss damit.

2012 schon gut dabei: Kaliopi
Ein Blick nach vorn verrät, dass wir uns noch auf einige interessante Nationen freuen können. Morgen beispielsweise zeigt uns Kaliopi aus Mazedonien, womit sie Europa überzeugen möchte. Die Erwartungshaltung ist nach ihrem tollen Beitrag von Baku 2012 ("Crno i belo") recht hoch, hoffen wir, dass sie anders als Ira Losco auch zu überraschen weiß. Außerdem gibt es noch Musik aus Kroatien und Serbien, Litauen darf nach zehnwöchigem Vorentscheid parallel zu den Schweden seinen Vertreter wählen und den Abschluss der Saison bilden Aserbaidschan und Bulgarien.

Irgendwo dazwischen möchten auch die Tschechen noch ihren Act für Stockholm vorstellen. Der Sender ČT macht aus der internen Wahl ein ziemlich großes Geheimnis, das einzige, was wir bisher erfahren haben ist ein großes G in einer Grafik, die der Prager Sender zwischenzeitlich präsentierte. In den tschechischen Beitrag lege ich ebenfalls größte Erwartungen, gilt es doch, den Wettbewerb im Land endlich bekannter und vor allem etwas populärer zu machen. Marta Jandová und Václav Noid Bárta versuchten in Wien letztes Jahr ihr Möglichstes, gereicht hat es jedoch nicht für das Finale.

In den Quoten eher mäßig:
Dalal & Deen aus Bosnien
Für den Eurovision Song Contest 2016 lässt sich aber bereits sagen, dass mich viele Lieder irgendwie gar nicht erreichen und ich auch wenig Motivation aufbringen kann, mir die Songs an- bzw. schönzuhören. Meine Favoriten kommen momentan tatsächlich neben Russland aus Österreich, Bosnien-Herzegowina und Irland. Die Niederlande sind ebenfalls ganz nett und selbst das britische Lied kann sich bis Mai noch entfalten. Eine seltsame Kombination, aber für mich als Nostalgiker bieten diese Beiträge das, was ich von einem Eurovisionsbeitrag erwarte. Vielleicht gibt's ja noch ein oder zwei Lieder die mehr als nur "mittelmäßig" sind. 

Die Gastgebernation Schweden wird am Samstag entscheiden, wer vor heimischer Kulisse in Stockholm antreten wird und ich ahne bereits, dass wir "If I were sorry" von Frans am Wochenende nicht nur einmal hören werden. Christer Björkman hat dem Schlagertrend bereits abgeschworen und präsentierte eine ganze Palette an Chartsmusik, die aber aufgrund ihrer Austauschbarkeit beim Song Contest durchfallen könnten. Mich haben die qualifizierten Beiträge aus der Andra Chansen beinahe mehr getoucht als die bereits gesetzten Finalisten. Dürfte ich mir aus den zwölf Kandidaten nun einen oder zwei herauspicken, die ich gern beim Song Contest sehen würde, es wären Wiktoria oder SaRaha, die so'n bisschen auf "Haba haba" macht, wenngleich nicht an die großartige Stella Mwangi herankommt.

Und in diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen schönen Sonntagabend und viel Spaß mit dem rumänischen Vorentscheid, bei dem es um die Frage geht, ob Mihai seinen zweiten Durchbruch hat (er selbst findet "Paradisio" schließlich besser als "Tornero" damals) oder einer der anderen Fünf sich Hoffnungen auf das Semifinale am 12. Mai in Schweden machen darf. Gewählt wird, wie auch in Polen gestern Abend, ausschließlich per Televoting.