Sonntag, 10. Januar 2016

Eurovision am Sonntag (31)



Europa - "Vielleicht geschieht ein Wunder" titelt in dieser Woche der Schreiberling von Eurovision.de, in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch ein paar Kandidaten für den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest finden lassen. Wir haben in den letzten Wochen, seitdem Xavier Naidoo nach der öffentlichen Empörung in den sozialen Netzwerken, viel darüber gesprochen, was der NDR mit seinem Vorentscheid anfangen kann und mittlerweile stehen Datum und Austragungsort fest. Namen fallen jedoch keine.

Kehren sie die Scherben?
Babsi und Peter Urban
Würde man dem NDR nun eine E-Mail schreiben, würde darin vermutlich stehen, dass Informationen zeitnah bekannt gegeben werden. Übersetzt heißt dies, dass man sich noch nicht zu der Mischung äußern möchte, die man ggf. noch nicht einmal gefunden hat. Zehn Kandidaten sollen sich in Köln dem Vorentscheid stellen, der unter keinem guten Stern steht. Auch wer ihn moderiert wird, darüber herrscht noch Unklarheit. Wer käme überhaupt in Frage, von dem man schon einmal gehört hat? Nach britischem Muster ausgewählte Altstars der 70er bis 90er? Aktuelle Interpreten, die es bis auf die #75 der Charts schaffen? Oder Castingsternchen?

Wen auch immer der NDR ausgewählt hat, er muss sich unangenehme Fragen anhören. In unserer Gesellschaft muss einfach alles schlecht geredet werden, es wird viel zu viel diskutiert. Die Hemmschwelle für bösartige Kommentare, die schon an Hetzerei grenzen, ist gesunken. Das erfährt man täglich, wenn man die Nachrichten anschaltet. Es scheint, als sei Deutschland momentan handlungsunfähig und einfach in ausgelassener Laberstimmung. Große Reden braucht es aber nicht, sondern einfach nur ein gutes Lied, dass für uns am 14. Mai in Stockholm ein paar Punkte sammeln wird. Wir feiern immerhin wieder den Eurovision Song Contest, mit 42 anderen Nationen zusammen, die sich bereits im letzten Jahr über unseren Vorentscheid lustig gemacht haben.

Optisch sofort gewählt:
Nicky Byrne für Irland?
Auf einen Vorentscheid verzichtet dafür offenbar das irische Fernsehen RTÉ in diesem Jahr. Normalerweise steht Mitte bis Ende Februar der Eurosong auf der grünen Insel an, in diesem Jahr gibt es hierfür jedoch noch keinen Termin. Spekuliert wird, ob der irische Sender intern bereits seinen Kandidaten gefunden hat, nämlich Ex-Westlife-Sänger Nicky Byrne. Dieser wollte ursprünglich Fußballprofi werden und schaffte es auch immerhin zum irischen Zweitligisten Cobh Ramblers. Ein Jahr später stieg er bei Westlife ein und hat dort bis ins Jahr 2012 über 43 Millionen Tonträger verkauft. Acht der zehn Alben in dieser Zeit erreichten in Irland die Spitze der Charts.

Heute ist Nicky als Solist unterwegs und privat mit der Tochter des ehemaligen Ministerpräsidenten Bertie Ahern verheiratet. Und für den Eurovision Song Contest (irisch: Comórtas Amhránaíochta na hEoraifís), bei dem Irland momentan ähnlich unerfolgreich dasteht wie Deutschland, wäre er eine gute Gelegenheit, das Land aus der Krise zu holen. Irland hadert seit Jahren mit dem Wettbewerb, es gab eine kurze Jedward-Euphorie, ansonsten blickt man wehmütig auf die 90er Jahre zurück, in denen das Land von Markenbutter und Dunkelbier die Zügel fest in der Hand hatte. Vier Siege in fünf Jahren und 1.192 Punkte sammelte RTÉ in dieser Dekade. In den letzten beiden Jahren war Irland nicht einmal im Finale dabei, Zeit, dass sich was dreht...

Und dann sind da noch etwa zwei Dutzend Nationen, von denen es noch gar keine Kandidatenlisten oder gewählte Vertreter gibt. Wir freuen uns auf baldige News aus den übrigen Nationen des Kontinents. Wird Aserbaidschan wieder ein schwedisch-produziertes Lied mit Hang zur Theatralik bestimmen? Wird Tschechien noch einen Kandidaten finden, der Bock auf den Wettbewerb hat und wird Großbritannien endlich wieder zur alten Stärke zurückfinden und uns endlich einmal etwas bieten, was nicht auf Nachwuchsförderung der BBC beruht oder dem Archiv der 80er Jahre entstammt? Was werden die Rückkehrer aus Bulgarien und Kroatien auf die Beine stellen? Fragen über Fragen, auf die wir in den nächsten Wochen Antworten finden werden. In zwei Monaten kennen wir sie wohl fast alle schon.

Fehlen dir ein paar Megabyte:
Euro-Cats
Wir werden auch kommende Woche wieder das Internet auf der Suche nach Eurovisionsnachrichten durchforsten und auch der Frage nachgehen, welches internationale Paket für San Marino antreten wird. Abschließend zum Thema Internet noch eine wunderschöne Trash-Darbietung aus der deutschen Song Contest-Vorentscheidung von 1996, als noch nicht über die gesellschaftlichen Probleme gestritten wurde und man sich einfach "im E-Mail getroffen hat". 

Schönen Sonntag und guten Wochenstart!


Euro-Cats - Surfen Multimedia (in herrlicher VHS-Qualität)