Sonntag, 1. November 2015

Eurovision am Sonntag (23)



Europa - Sprechen wir heute einmal über Abschiede. Ein persönlicher Abschied ist natürlich emotionaler als die Einstellung irgendeines TV-Formats, aber der bevorstehende Rückzug von Stefan Raab aus der Fernsehlandschaft wirft seine Schatten voraus, wie gestern beim Comedypreis gezeigt wurde. Es gab Standing Ovations für die TV-Legende, der wir nicht ganz unmaßgeblich den zweiten Sieg beim Eurovision Song Contest zu verdanken haben.

Unsereins ist mit Stefan Raab groß geworden, TV total ist eine Institution für das Abendprogramm. Zwar merkte man zuletzt, dass die Glanzphase der Late Night Show längst vorbei war und die Witze von Raab flacher wurden, nach der Sommerpause kehrte Raab aber gestärkt und noch einmal voller Elan zurück. Ich muss mir jetzt auch schon überlegen, was ich im neuen Jahr um 23:15 Uhr zum Einschlafen schaue...

Am 11. Dezember zeigt ProSieben "Das Beste aus TV total 2015", den Jahresrückblick auf die Highlights des Jahres, anschließend folgt noch eine Woche TV total, auch im besonderen Format, am 19. Dezember ist nach "Schlag den Raab" endgültig Schluss. Und damit hat Raab länger durchgehalten als jeder andere, der sich mit einer Late Night-Show im deutschen Fernsehen behaupten wollte. Raab erklärte, mit 50 müsse Schluss sein, anders als bei vielen Musikgruppen (von den Backstreet Boys bis zu den No Angels), darf man hier aber annehmen, dass Raab konsequent genug ist, um sich wirklich in den Ruhestand vom TV zu begeben.

Und gemeinsam mit Raab geht auch meine alte Website eurofire.blog.de, die am 15. Dezember diesen Jahres eingestampft wird. Glücklicherweise haben wir bereits im Juli, kurz nach Bekanntgabe der Seitenbetreiber, dass der Host eingestellt wird, eine Alternative gefunden, die ich mittlerweile hübscher und technisch besser finde, als die alte Seite. 

Dennoch wird auch mir der tägliche Besuch auf mein erstes Internetbaby fehlen, derzeit nutze ich sie auch nur noch, um alte Postings in die neue Seite zu integrieren, von ursprünglich 6.672 Postings sind nur noch 2.429 Postings übrig, die rübergezogen werden müssen, vorsichtshalber sind diese aber auch schon auf meiner Festplatte zwischengespeichert, es geht also nix verloren.

Verloren geht in diesen Tagen allerdings die Glaubwürdigkeit in die Europäische Rundfunkunion. Wie in allen großen Organisationen gibt es Neid, schwarze Schafe und wahrscheinlich auch Konten, von denen niemand etwas wissen darf. Dies belegt mittlerweile nicht nur die FIFA sondern auch die EBU. Offenbar gibt es hinter den Kulissen der Organisation eine Menge Ärger um das Ausradieren von kritischen Stimmen und Vetternwirtschaft.

Es begann mit einer Randmeldung, als der EBU-Pressesprecher Jarmo Siim seinen Hut nehmen musste, nachdem er angeblich vor dem Eurovision Song Contest in Wien gegen den schwedischen Act Måns Zelmerlöw wetterte. Der Vertrag mit der Firma Wow!Works wurde nicht verlängert, Geschäftsführer dieser Firma ist Sietse Bakker, einst Gründer von ESCtoday.com und heute nach Jon Ola Sand die zweitwichtigste Person in den Abläufen des Eurovision Song Contests. Aus dieser umstrittenen Handlung entwickelte sich, zumindest in Fanforen und Eurovisionsseiten ein offenbar handfester Skandal, dessen ganzes Ausmaß hier nachzulesen ist. 

Ob es in Kürze ein weiteres Stühlerücken bei der European Broadcasting Union geben wird und wir uns von weiteren Personen verabschieden müssen, bleibt abzuwarten. Aber es zeigt wieder einmal, dass die ach so sauberen Dachorganisationen, ob nun für den Weltfußball oder die Telekommunikation in Europa keine so weiße und neutrale Weste haben, wie sie nach außen gern vermitteln wollen. Der französische Staatsmann Charles Maurice de Talleyrand wusste die Situation in den höchsten Kreisen mit dem Zitat "Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht.", sehr gut einzuschätzen.