Sonntag, 22. Februar 2015

Eurovision am Sonntag (16)


Europa - Die Vorentscheidungssaison 2015 schreitet voran und langsam stellt sich die Frage, wo denn bloß die Uptempo-Songs in diesem Jahr bleiben. Bislang sieht es mit schnellen und poppigen Nummern eher mau aus. Freunde von Balladen, Singer/Songwriter-Kompositionen und düsteren Titeln kommen aber sehr auf ihre Kosten. Diesem Jahrgang würde ein Schwedenkracher oder ein Trashtitel wie vergangenes Jahr aus Polen sehr gut tun.
 
Gerade in einem Jahr, wo die Flut an langsameren Titeln und von Duetten vorgetragene Lieder überwiegen fehlt die Ukraine, auf die im Regelfall Verlass war, wenn es darum ging, einen stimmungsvollen Titel zu entsenden. Darunter fallen Titel von Tina Karol, Ani Lorak, Svetlana Loboda oder auch Maria Yaremchuk im letzten Jahr. Das Land, in dem derzeit eher die Waffen als die Musik sprechen, setzt aus politischen und finanziellen Gründen aus. Wie aus Kiew vor kurzem bekannt wurde, überträgt man zwar alle Shows aus Wien live, wird aber selbst nicht vertreten sein.
 
Ukrainische Künstler weichen daher sogar auf benachbarte Länder aus, Eduard Romanyuta beispielsweise probiert es in diesem Jahr beim moldawischen Vorentscheid "O Melodie Pentru Europa" und genau dort versammeln sich in diesem Jahr die Dance- und Discotitel, die ich mittlerweile sehnlichst vermisse. Noch fehlen über 20 Beiträge für den Song Contest und ich hoffe stark, dass noch etwas Zündendes auf den Weg gebracht wird und sei es von Australien...
 
Ansonsten steht dieses Wochenende im Zeichen der baltischen Staaten. Litauen hat nach wochenlangem Ausprobieren sein Paket für Wien gefunden, Monika Linkytė und Vaidas Baumila treten mit "This time" an. Das beide singen können, haben sie zur Genüge bewiesen, Monika bewarb sich bereits seit 2010 jedes Jahr für die Eurovision und löste damit die Sängerin Rūta Ščiogolevaitė ab, die sich in den Jahren zuvor mehrmals bewarb. Das Lied selbst hätte jedoch auch mehr Pepp haben können, die beiden Kandidaten von Eurovizijos 2015 holen jedoch das Maximum aus dem Titel heraus.
 
Und auch die Esten setzen auf ein Duo. Die 20jährige Elina Born, die in der fünften Staffel von "Eesti otsib superstaari" den zweiten Platz belegte und ihr 34jähriger Gesangspartner Stig Rästa, der optisch nicht als sympathischster Sänger des Jahrgangs durchgehen wird, präsentieren den, auch im Vorfeld zu den Favoriten zählenden Titel "Goodbye to yesterday", ein solides Lied, das Potenzial hat, ins Finale einzuziehen. Unterstützung dürfen sich die Esten aus Finnland erhoffen, die ebenfalls im ersten Halbfinale antreten.
 
Der estnische Vorentscheid war in diesem Jahr geprägt von Titeln der besonderen Art, bereits seit Jahren tummeln sich beim Eesti Laul Songs die eher in die alternative Schublade gehören. Das beste Beispiel, der Song "Unriddle me" von den Elephants From Neptune, wurde gestern Vierter. Darüber entscheiden durfte u.a. Tanja, die sich 2014 in Kopenhagen im Semifinale von ihrem Tanzpartner über die Bühne wirbeln ließ. Das Ergebnis im Superfinale fiel jedoch eindeutig aus, 79% der Zuschauer entschieden sich für Elina und Stig. 
 
Das baltische Trio komplettiert Lettland heute Abend mit dem Supernova-Finale. Vier Kandidaten bewerben sich in zwei Wertungsläufen. Lettland wäre ein gutes Abschneiden beim Song Contest von allen drei Ländern am meisten zu wünschen, da man seit 2008 auf den Finaleinzug hofft. Dabei hatte man durchaus hörbare Songs im Rennen, Aisha mit "What for?" wurde sogar Letzte, für mich bis heute unverständlich. Das beste Semifinalergebnis der vergangenen Jahre fuhr die Gruppe Aarzemnieki im letzten Jahr ein, man wurde 13.
 
Sobald Lettland vorbei ist und entschieden hat, richten wir unser Augenmerk auf die Finals aus Moldawien und Irland, wo sich mit "Break me up" von Erika Selin mein persönlicher Jahrgangsfavorit bisher verbirgt und angesichts der Konkurrenz hoffe ich, dass die Iren weise entscheiden und dem Song Contest 2015 ein bisschen mehr Power geben, bisher sehe ich nämlich noch kein Konfetti, Feuerwerk und Kanonenschüsse in Wien auf der Bühne, aber das kann ja noch werden.