Sonntag, 18. Januar 2015

Eurovision am Sonntag (12)


Europa - Wieder einmal ist eine voreurovisionäre Woche zu Ende gegangen und hat ein paar interessante Neuigkeiten in Vorausschau auf Wien 2015 gebracht. Nicht nur, dass in Georgien zur besten Teezeit über den Kandidaten für den Eurovision Song Contest abgestimmt wurde, auch in Spanien hat man seinen Vertreter gefunden, die Operación Triunfo-Teilnehmerin Edurne.
 
Als die Operación Triunfo damals ihren Sendestart hatte, im Oktober 2001 war es ein Novum in der Fernsehgeschichte. TVE kaufte das von John de Mol entwickelte Showkonzept, das eine Mischung aus gängiger Talentshow und Big Brother war. Primäres Ziel der Show war es damals einen Kandidaten für den Eurovision Song Contest zu finden, was auch hervorragend gelang, auch in den Folgejahren.
 
Insbesondere die Kandidaten der ersten Staffel legten nach der Ausstrahlung landesweite Karrieren hin. Rosa López gewann die Show und feierte neben dem siebten Platz beim Song Contest in Tallinn, dem besten Ergebnis seither, einen persönlichen Erfolg als sie das ein oder andere Kilo abnahm. Das OT-Cast war gleichzeitig ihre Backgroundunterstützung in Tallinn. Das Abschneiden von "Europe's living a celebration" in Tallinn war Grund genug für TVE das Format noch zwei Jahre als Vorentscheidungskonzept zu behalten.
 
In der gleichen Staffel 2001/02 fanden sich auch Interpreten wie David Bisbal, David Bustamante und Chenoa wieder, die heute noch gefragte Stars in Spanien sind, sowie Gisela, die 2008 für das kleine Andorra mit "Casanova" an den Start ging und dafür zumindest den Barbara-Dex-Award kassierte. In den folgenden Staffeln wurden Beth und Ramón gefunden, die zwar nicht gewannen, jedoch zum Song Contest durften.
 
In der vierten Staffel schließlich, die nicht mehr zur Auswahl des Vertreters bei der Eurovision diente, fand sich mit Soraya Arnelas die Kandidatin für Moskau 2009. Sie blieb allerdings hinter den Erwartungen zurück. In eben dieser Staffel trat auch Edurne auf, die uns nun eine schwedische Komposition namens "Amanecer" in Wien vorstellen wird. 2006 wurde das Konzept der Operación Triunfo eingestellt, seitdem gab es jedoch auch genügend andere Castingshows auf der Iberischen Halbinsel und in ganz Europa.
 
Ansonsten stellten einige Rundfunkanstalten in Europa die Weichen für die Vorentscheide, Rumänien und Portugal werden ihre Vorentscheidungen im März abhalten, Polen und Montenegro werden dann ihre Songs, die zuvor intern ausgewählt wurden, der Öffentlichkeit vorstellen. Was jetzt im Januar an Vorentscheidungen ausbleibt tritt also ab Ende Februar gehäuft auf. 
 
Bis Ende Januar wird lediglich noch der Schweizer Kandidat ermittelt. Am 1. Februar hat dann auch endlich der Marathon auf Zypern ein Ende und ab dem 7. Februar geht es europaweit ans Eingemachte, die Termine sämtlicher Vorentscheidungen können rechts in der Spalte eingesehen werden. 
 
Und auch in diesem Jahrgang gibt es noch einige Kandidaten, die sich bisher noch in gar keiner Form zu einem Vorentscheid oder einer Auswahl geäußert haben, etwa das östlichste aller teilnehmenden Staaten, Aserbaidschan oder Großbritannien, das scheinbar erst noch einen Kandidaten jenseits der 60 davon überzeugen muss, seiner Karriere einen zweiten Frühling zu verpassen.
 
Und damit sind wir wieder beim Thema, in Deutschland werden solche Musiker in die ehemalige britische Gefängniskolonie Australien exportiert, in Großbritannien wird ihnen ein Liedchen geschrieben und zur Eurovision eingereicht. Die Nachwehen eines Terry Wogan sind bei der BBC und der britischen Bevölkerung deutlich spürbar, die dem Song Contest nicht viel mehr als eine Witzveranstaltung abgewinnen können. Selbst nach Conchitas Sieg erklärte Wogan lediglich "The Eurovision turned into a freak show".
 
Das gerade britische Beiträge wie der von Daz Sampson 2006 oder Scooch 2007 erheblichen Anteil daran hatten, wurde verschwiegen, in einer ganz tollen, zweistündigen Doku jedoch hervorragend aufgearbeitet. Ich bin gespannt, wer für die BBC in den Ring steigt, große Namen erhoffe ich mir allerdings nicht, da ja sogar X-Factor-Kandidaten wie Kitty Brucknell ihr Glück lieber in Moldawien probieren, als in London anzufragen. Ebenfalls hält sich Russland bisher recht bedeckt, das ursprünglich seinen The Voice-Sieger nach Wien schicken wollte.
 
Mit Aleksandra Vorobyeva wurde bereits am 27. Dezember die Siegerin gekürt, Channel One hat jedoch keine Silbe über eine potentielle Nominierung verloren. Das Großreich, dessen Oberhaupt in der Eurovisionsgemeinde den gleichen Ruf wie ein Castortransport hat, möchte den Wettbewerb gern zurück an die Moskva holen, zuletzt klappte dies 2009. Es war eine pompöse Show die mit aller Gewalt gut werden sollte, leider war es eine atmosphärische Eiszeit in Moskau. In Wien soll alles farbenfroher und wärmer werden. Dafür sorgen die Organisatoren der Stadt ebenfalls, jedoch ohne chronischen Zwang.