Freitag, 2. Mai 2014

Tag 5: Zupfkuchenfrisuren und Artistik-Bondage


Russland - Der russische Beitrag verkörpert den ganzen Kitsch der Eurovision par excellence. Die Tolmachevy-Zwillinge grinsen in die Kameras wo sie können und tragen weiße lange Kleider und Frisuren, als würden sie 1870 als wichtige Ladies in eine Postkutsche von Virginia nach Boston reisen. Die Choreographie wurde um verflochtene Zöpfe ergänzt, die Wippe, die Rui Andrade aus Portugal zum Fächer verwandelt, tut ihr Übriges. Mit dabei ist auch Alex Panayi als Backing, der als Teilnehmer weniger Erfolg hatte, als bei den Gastauftritten diverser Song Contest-Künstler, u.a. Helena Paparizou und nun den russischen Zwillingen.
 
Auf der Pressekonferenz stellte sich heraus, dass die Schwestern kein Englisch sprechen und so übersetzte Philipp Kirkorov die Fragen der Journalisten. Er betonte abermals, dass man den Gedanken der Völkerverständigung mit sich trage und keine Fragen zum Konflikt mit der Ukraine beantworten werde. Spöttisch werden die Zwillinge (eine ist acht Minuten älter) nur noch Putin Sisters genannt. Kirkorov, der 1995 selbst für Russland dabei war, erklärte auch, dass man überhaupt nichts gegen Conchita Wurst habe und man nichts von der Hetzkampagne des Senders RTR wissen will. Dort hat ein Talkshow-Moderator jüngst seine eigene Diskussionsrunde verlassen, nachdem er Conchita in Schutz genommen hat.

Die Hexen von Eastwick | Rui Andrade wurde aus Portugal herkutschiert
Die Wippe erinnert spielerisch an das biblische Kindesalter der Damen
Russland backstage, die Haare bedürfen wohl einer extra Betreuung

Aserbaidschan - Aserbaidschan folgte den russischen Zwillingen und wieder erklang in der B&W Arena der Song, den man wohl zehn nach drei in den hintersten Jazzkneipen am Kaspischen Meer spielt um auch den letzten Gast rauszuschmeißen. Dilara Kazimova und ihre Trapezkünstlerin haben sich für rote Kleider entschieden. Die Artistin schwankt in luftiger Höhe von den LED-Wänden, die eine Großstadt-Skyline darstellen und sich später in Eiskristalle verwandelt. Davor steht Dilara und breitet getrost die Arme aus. Man macht eigentlich nichts falsch bei der Darbietung, allerdings ist das Lied eben sehr sperrig für eine Platzierung ganz vorne. 
 
Auf der Pressekonferenz präsentierte Dilara in einer Käseglocke ein Abbild ihrer selbst aus Hartplastik, für die sie selbst stundenlang Modell stehen musste. Die Puppe wird für den guten Zweck, einem dänischen Tierschutzprojekt versteigert. Dieser liege Dilara sehr am Herzen. Sie freue sich nach einem zähen Auswahlverfahren in ihrer Heimat nun endlich in Kopenhagen sein zu dürfen und zeigte sich sehr entspannt und zuversichtlich ihren Auftritt betreffend. Auch in diesem Jahr glänzt Aserbaidschan wieder durch eine perfekte Organisation und ein erfahrenes Team. Man kann ihnen vorwerfen, was man möchte, aber sie verstehen es, sich bei der Eurovision geschickt zu vermarkten.

Dilara und ihre Trapezfrau bei der zweiten Bühnenprobe
Zu versteigern: eine Mini-Ikone von Dilara für den Tierschutz