Freitag, 9. Mai 2014

Rückblick: Zweites Semifinale aus Kopenhagen


Dänemark - Das zweite Semifinale bot in diesem Jahr angeblich die schlechteren Beiträge, was ich nicht bestätigen kann, da einige gute Sachen und einige Knaller mit am Start waren und man sich auch im Vorfeld nicht richtig auf eine Top Ten festlegen konnte, da alle irgendwie relativ nah beieinander lagen. Wie unberechenbar der Eurovision Song Contest ist, zeigt das Ausscheiden von Israel, die nun zum vierten Mal in Folge aussetzen müssen. Dabei hatte Mei Finegold, die an Startposition zwei ins Rennen ging, einen klassischen Eurovisionsbeitrag mit Steigerungsmomenten, viel Krawumms und einer Strophe auf Hebräisch im Gepäck. Es ist sehr schade um Mei, aber es kann ja nicht nur Gewinner geben...
 
Problemlos hätte ich Mei gegen die Gruppe aus Malta eingetauscht, die den Wettbewerb gestern Abend eröffnete. Der Sänger war extrem nervös, was man in Nahaufnahmen am Zittern seiner Hände merken konnte. Später versuchte er dann Stimmung zu machen und lachte, als hätte er Lähmungserscheinungen. Das Lied war nichts Besonderes, es war fade und beliebig, aber scheinbar haben die Malteser inzwischen den Dreh raus, sich jedes Jahr mit blöden Liedern ins Finale zu mogeln. Kurt Calleja war noch ganz witzig, aber 2013 und 2014 hätte Malta wirklich auch rausfliegen können. So erleben wir "Sunny Malta" mit seinem Firelight-Clan am Samstag noch einmal.
 
Souverän abgeliefert hat Carl Espen aus Norwegen, der auf den gleichen Handyleuchten-Effekt setzte wie bereits Sanna Nielsen am Dienstag. Bei #4, Georgien, muss man dem Eurovisionsgott wohl dafür Danken, dass die schreckliche Weltmusik-Nummer von The Shin nicht weitergekommen ist. Eine flatternder giftgrüne Frau und ein eindeutig homosexueller Fallschirmspringer, dazu Indianer-Gejohle und ein Schlagzeuger, der auch als Henker hätte arbeiten können, das trifft wahrlich nicht den Geschmack von Eurovisionsfans. Georgien muss damit auch den Titel des Kaukasuslandes mit den "meisten" Pleiten im Semifinale hinnehmen: zwei...
 
Zunächst dachte ich bei der polnischen Darbietung, dass Cleo stimmlich nicht ganz dabei war, aber die Show und der Song haben wohl vieles wieder rausgeholt. Ich freue mich sehr für Polen, die es quasi zum ersten Mal aus eigener Kraft ins Finale geschafft haben. Das Comeback ist geglückt und die harten Jahre zwischen Blue Café und Magdalena Tul ausgeblendet. Das polnische Fernsehen TVP dürfte am Samstag mit einer tollen Einschaltquote aufwarten, wir freuen uns sehr für Donatan & Cleo und für Polen. Für Conchita freue ich mich natürlich auch heute noch, aber über diesen großartigen Beitrag wurde ja bereits alles gesagt.
 
Litauen schickte Vilija Matačiūnaitė ins Rennen, deren Namen ich nun am Samstag glücklicherweise nicht noch einmal abtippen muss (es ist umständlich immer wieder die Zeichentabelle aufzumachen!). Mit ihrem furchtbaren Lied und dem noch schlimmeren Kleid fiel sie zurecht beim Publikum und den Juroren durch. Da hätten Georgien und Litauen einander noch so viel Sympathie zeigen können. Das in dem Tûtû Löcher für den Tänzer zum Durchgreifen waren, habe ich auch erst gestern Abend entdeckt, was für eine Schnapsidee... Mit Litauen verabschiedet sich das letzte baltische Land im Eurovisionskeller von Kopenhagen.
 
Warum die Finnen es geschafft haben, bleibt mir eigentlich auch ein Rätsel, klar es war eine der wenigen gut produzierten Rocknummern, aber die Jungs sind ja wirklich fürchterlich langweilig und gähnten bereits auf der Pressekonferenz der Sieger im Anschluss. Nett jedoch von Lise Rønne, ihnen ihre Schulbücher mitzubringen, damit sie die Zeit bis zur Ergebnisverkündung überbrücken konnten. "Something better" stört nicht, aber es wird wohl wieder ein Ergebnis wie bei Paradise Oscar oder Krista Siegfrids herauskommen.
 
Gar nicht erst ins Finale hat es die, Zitat Peter Urban "persische Prinzessin ganz in Gold" aus Irland geschafft. Kasey Smith war bei der Stilberatung auch von allen guten Geistern verlassen und ihre Stimmkraft hat sie wohl auch vorzeitig nach Dublin zurückgeschickt. Es war alles ganz nett, aber leider muss man sagen, ist Irland zurecht ausgeschieden. Ähnliches gilt für Mazedoniens Sängerin Tijana Dapčević die sich nun in den Club der Erfolglosen zu ihrer Schwester einreihen kann, die im Background sang. Mazedoniens Beitrag war auch keine Pleite musikalischer Art, aber es war abzusehen, dass es nicht reichen würde, wenn man schon auf dieser Seite wohnt, so wie ich die letzten zwei Wochen...
 
Das es aber auch immer wieder Überraschungen im Halbfinale gibt, bewies der weißrussische Sänger Teo, der mit seinem gebrochenen Englisch und seiner geleckten Art irgendwen in Europa überzeugen konnte, sodass seine Käsekuchen-Nummer tatsächlich am Samstag noch einmal dabei ist. Positiv überraschen konnte Sebalter aus der Schweiz, der ganz bescheiden seinen "Hunter of stars" sang und pfiff und am Ende auch noch Geige und Pauke bediente. Es war eine tolle Darstellung, an die aber wohl nicht einmal die Schweizer geglaubt haben. Umso erfrischender, dass die Schweiz das Finale am Samstag bereichert. Auch hier gilt wieder: große Namen braucht es nicht, solange der Act überzeugen kann.
 
Griechenland setzte auch eine klare Marke mit Nick Raptakis und Theofilos Pouzbouris alias Freaky Fortune, die die Halle mit "Rise up", der gefühlt einzigen Uptempo-Nummer des Jahrgangs in Ekstase versetzten und durch gekonnte Kameraschnitte auch noch Europa überzeugen konnten. Dabei hätte man schon am Anfang alles versemmeln können, RiskyKidd, der Rapper an der Seite der Griechen verschluckte sich bereits im ersten Satz an seinem Text, was aber bei der folgenden Choreographie überhaupt keine Rolle spielte. Es machte einfach nur Spaß!
 
Nach den Griechen hätte die slowenische Sängerin Tinkara Kovač (mit dem "blauen Albtraum von Abendrobe", Peter Urban) fast schon untergehen müssen, aber irgendwie hat sie es mit ihrer Querflöte doch ins Finale geschafft und damit nicht nur ihren Komponisten Raay glücklich gemacht, sondern wohl auch das slowenische Fernsehen, dass bis zuletzt unentschlossen war, ob man überhaupt in Kopenhagen mitmachen sollte. Den Abschluss bildeten dann Paula und Ovi aus Rumänien, die mit einem runden Klavier, einer extrem langen Schlussnote und einer Umarmung ihr persönliches "Miracle" vom zweiten Finaleinzug nach 2010 besangen.
 
Die anschließende Überbrückung übernahmen die Australier, die mit einem Chor und später Jessica Mauboy ("Sea of flags") eine tolle Darbietung boten. Man sollte mehr Ländern die Chance geben, einen Interval-Act zu gestalten, die Australier wurden auf witzige Art und Weise präsentiert, vom Koala bis zum Surfer am Bondi Beach war alles dabei. Auch die Idee mit dem Eurovision-Dance, bei dem von einer achtjährigen Irin bis zu einer 86jährigen alle die wollten, tanzen durften. Der Rest ist bekannt, die Finalisten stehen fest und das Finale am Samstag verspricht extrem spannend zu werden. Was nun der Grund dafür war, dass die Stimmauswertung so lange dauerte und man sogar ein paar Minuten überziehen musste, wird sich bestimmt noch klären.

Der Opening-Act des zweiten Semifinals
Unsere Moderatoren waren diesmal ausgeschlafen | Malta mit Firelight ist im Finale
Mitfavorit Israel hingegen ist ausgeschieden | Carl Espen aus Norwegen
Der gruselige Kram aus Georgien ist ebenfalls nicht mehr dabei
Während Polen auftritt, hält sich Conchita bereit zum Auftritt
Sie wurde in der B&W Arena wie der Sieger gefeiert
 Für Litauen ist der Eurovision Song Contest hingegen auch schon zuende
Finnland hat's geschafft | Irland mit Can-Linn & Kasey Smith nicht
Mazedonien muss ebenfalls gehen | Sebalter aus dem Tessin darf hingegen nochmal
Beide weiter: Griechenland und Slowenien
Umarmung von Paula & Ovi | Der Eurovision Dance als Pausenfüller
...und der erste Auftritt Australiens beim Wettbewerb | Jessica Mauboy
Conchita im Greenroom | Team Griechenland wartet auf die Ergebnisse
Nach der Bekanntgabe: ausgelassene Stimmung bei Rumänien und Polen
Tinkara aus Slowenien | Conchita und Riskykidd
Bei der Pressekonferenz durften sie sich alle den Fragen der Journalisten stellen
Sebalter tritt in der zweiten Hälfte an, Tinkara ebenfalls
Die Jungs aus Finnland waren da schon müde... | Paula und Ovi ziehen ihre Starthälfte
Als Letzte durfte Conchita aus dem Lostopf ziehen