Freitag, 25. Mai 2012

Eurovision 2012: Über das Erlebte in Baku


Aserbaidschan - Zwei Abende des Eurovision Song Contest 2012 sind bereits vorbei, wir haben einiges gesehen und erlebt, einige Überraschungen bewundern und viele Sachen vorhersehen können, jetzt ist es noch einmal an der Zeit, vor dem Finale, die Ereignisse in der Hauptstadt Baku zusammenzufassen.

Zunächst einmal muss über unseren deutschen Kommentator, Peter Urban, geschrieben werden. Ich muss gestehen, seine Radiomoderationen beim NDR selten bis gar nicht verfolgt zu haben, aber ich hoffe, dort moderiert er anders. Man hat als Zuschauer des Song Contest langsam den Eindruck, die ARD kritzelt ihm einen kurzen Infozettel, der dann in jeder Show wieder ausgepackt wird. Zudem verhaspelt er sich ständig, das war früher anders. Damals hatte er höchstens mit Bosnien-Herzegowina oder Zdob si Zdub zu kämpfen.

Auch die unqualifizierte Art und Weise wie manche Beiträge an- bzw. abmoderiert werden, möchte ich an dieser Stelle einmal kritisieren. Dabei geht es mir gar nicht darum, ob er auch meine persönlichen Favoriten in Grund und Boden redet, sondern darum, dass man als Kommentator auch eine Spur neutral sein sollte. Auch verteidigt er die Entscheidung der ARD, die beiden Halbfinals auf Spartensendern wie EinsFestival oder Phoenix laufen zu lassen: "Andere Länder senden die erst gar nicht. Das ist auch verständlich, denn das Masseninteresse ist da nicht vorhanden. Insofern kann man das auch in ARD-Programmen zeigen, die in ganz Deutschland zu sehen sind."

Während ich über die Einschaltquoten in Deutschland zum Eurovision Song Contest bisher nichts gefunden habe, kann ich zumindest Zahlen aus Österreich liefern. Im ORF sahen zwischen 525.000 und 793.000 Menschen den Eurovision Song Contest. Da die Show im ORF von Werbung unterbrochen wird, wird der Song Contest dort aufgesplittet gewertet. Die Finalentscheidung und damit das Ausscheiden der Trackshittaz sahen rund 770.000 Menschen, was 43% Marktanteil erzielt. Am Donnerstag waren weniger Leute dabei, zwischen 253.000 und 324.000 Menschen verfolgten das zweite Semifinale.

Das gestrige Semifinale war in großen Teilen auch wirklich sehr gut, viele haben gut performt, einige hatten immer noch mit ihrer Stimme zu kämpfen, wie etwas Tooji aus Norwegen, der aber trotzdem ins Finale einzog, anderen spürte man ihre Nervosität an, was vermutlich der Niederländerin Joan Franka zum Verhängnis wurde. Bereits nach dem Auftritt konnte man sich ausrechnen, dass es für's Tulpenland einmal mehr nicht reicht. Gerade die tolle Performance aus Malta machte die Unterschiede deutlich - Malta sehen wir am Samstag auch wieder, da wird auf der Mittelmeerinsel noch ordentlich gefeiert worden sein, letzte Nacht.

Tragisch aber unvermeidlich auch das Ausscheiden der Portugiesin Filipa Sousa mit dem traditionellsten Lied des Abends, einige müssen halt ausscheiden. Dass es aber auch Eva Boto aus Slowenien getroffen hat, erstaunte dann aber schon, ebenso das Ausscheiden von Nina Badrić, die auf dem Balkan auch zu den namhaftesten Künstlern gehört. Da kann man wirklich sehr auf die Semifinalergebnisse am Sonntagmorgen gespannt sein. Statt der beiden Beiträge hat es aber Bosnien-Herzegowina mit dem fürchterlichsten Kostüm und dem langweiligsten Lied ins Finale geschafft. Zumindest Bosnien scheint das ewige Finalticket gepachtet zu haben, die Finalquote liegt weiterhin bei 100%.

Anders bei Georgien, dass sich aus diesem Kreis verabschieden muss. Anri Jokhadze führte musikalisch wohl zu sehr in die Irre. Persönlich freut mich das Ausscheiden von "I'm a joker" sehr, der Kaukasus ist somit recht spärlich vertreten in diesem Jahr, Armenien wollte gar nicht erst mitmachen, Georgien fliegt im Semifinale raus, bleibt nur noch der Gastgeber Aserbaidschan übrig und der wird es bei diesem starken Finalfeld auch schwer haben. Anwärter für den letzten Platz sind bei mir übrigens Litauen und Ungarn.

Es sei noch kurz der Pausenfüller des gestrigen Abends angesprochen, das Medley der letzten fünf Eurovisionssieger, Dima Bilan, der auch nur noch Haut und Knochen zu sein scheint und im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern mehr oder weniger rumgejault hat. Ansonsten war es schön, die anderen Sieger beim Song Contest wiederzusehen, nachdem ja alle mehr oder weniger regelmäßig in den Vorentscheiden Europas auftreten. Wunderbar auch am Ende, als alle "Waterloo" gesungen haben. Das zeigt einmal mehr, dass es nicht immer nur Lys Assia einladen muss.

In der Crystal Hall finden heute schon die ersten beiden Generalproben für das große Finale morgen statt, Kaliopi darf ihren spitzen Schrei üben, die Babushkis backen noch mehr Kekse und Roman Lob präsentiert sich wohl in seinem endgültigen Bühnenoutfit. Die Big Five sowie Aserbaidschan mit Sabina Babayeva geben heute übrigens noch jeweils eine Pressekonferenz. In einer Zusammenfassung werden wir später noch über das Gesagte in Baku berichten. Näheres zum Finale folgt dann, wie gewohnt in einem Posting heute Nacht. Übrigens haben wir bisher noch keine Informationen, wer in der deutschen Jury des diesjährigen Eurovision Song Contests sitzt und im zweiten Halbfinale sowie im Finale die Stimmen abgibt/abgegeben hat.

Beide nicht dabei: Joan Franka aus den Niederlanden und Max Jason Mai, Slowakei
Wiedersehen mit Bekannten: Marija Serifovic, Dima Bilan, Ell & Nikki
Alexander Rybak und Lena zu aserbaidschanischer Musik | Litauen ist im Finale
Serbien hat's auch geschafft, genauso wie Ott Lepland aus Estland
Die Türkei sehen wir Samstag auch wieder | Malta erstmals seit 2009 auch
Bis auf Finnland ist Skandinavien komplett, Norwegen und Schweden kamen gestern
Von den Big Five-PK's, Anggun aus Frankreich und Pastora aus Spanien
Roman und Lena gemeinsam auf der PK | Engelbert aus Großbritannien
Nina Zilli aus Italien und Sabina Babayeva für Aserbaidschan