Sonntag, 19. Februar 2012

Eurovision am Sonntag (6)


Wieder einmal ist es Sonntagabend und die Vorentscheidungen des Wochenendes liegen hinter uns. Im Großen und Ganzen war dieses Wochenende ein wenig enttäuschend, Georgien hat uns heute beispielsweise den größten Unfug des Jahres aufgetischt, die Ergebnisse aus Schweden und der Song aus Kroatien bleiben auch hinter den Erwartungen zurück.

Deutschland - Beginnen wir aber mit unserem eigenen Vorentscheid, denn Donnerstag wurden Eurovisionsfans endlich vom Format Unser Star für Baku erlöst. Dass Roman Lob gewinnt stand eigentlich nie außer Frage. Leider waren alle drei Beiträge nicht das Wahre und somit entschieden sich die Zuschauer für das geringste Übel, den Song "Standing still" von Steve Robson, Wayne Hector und Jamie Cullum.

Nicht gewählt hingegen der wirklich wunderbare Titel "Quietly" von Ornella de Santis, den ich mir im Gegensatz zum deutschen Song Contest-Beitrag noch am gleichen Abend heruntergeladen habe. Dieser Titel hätte es verdient, uns in Baku zu vertreten, war er doch beim Vorentscheid die stärkste und eurovisionstypischste Komposition. Die Reaktionen der Fans auf den deutschen Beitrag sowohl im In- als auch im Ausland reichen von "Wirklich großartig" bis "der letzte Mist".

Ich möchte mich keinem der beiden Extreme anschließen, das Lied ist ja wirklich in Ordnung, aber relativ belanglos und gewöhnlich, ohne wirkliche Spannungsmomente und vor allem von einem Sänger dargeboten, der im Gegensatz zu Lena Meyer-Landrut vor zwei Jahren in der Masse an bunten Auftritten in Baku nicht auffallen wird. Mittlerweile ist auch der Videoclip im Kasten, da jedoch sämtliche Videos wenige Minuten später wieder gelöscht werden, überlasse ich jedem selbst das Suchen danach.

Italien - Ebenfalls im Finale des Eurovision Song Contests steht die Sängerin Nina Zilli aus Italien, die zwar in San Remo nicht als Siegerin vom Platz ging, dennoch einen wunderbaren Titel namens "Per sempre" ("Für immer") im Rennen hatte. Sie wurde von Ell & Nikki nach der Entscheidung der italienischen RAI als Teilnehmerin für den Eurovision Song Contest bekannt gegeben. Dabei stammt sie nicht aus der Newcomer-Abteilung sondern aus dem Starterfeld der etablierten Künstler.

Das 62. San Remo-Festival gewann hingegen die Sängerin Emma mit "Non è l'inferno", einem Lied, dass typisch italienisch klingt und in Baku mit Sicherheit auch keinen schlechten Eindruck erweckt hätte. Den Sieg trägt Emma in jedem Fall zu Recht davon, ist sie u.a. auch für andere starke Songs wie z.B. "Cercavo amore" bekannt. Und anders als die Eurovision kann das San Remo-Festival für die RAI als Erfolg gesehen werden, ca. 13 Millionen Zuschauer verfolgten das Finale.

Das Rahmenprogramm des Festivals war hingegen ein Schuss in den Ofen. Mit endlosen Phrasen schläferte der Moderator Gianni Morandi das Publikum ein und dirigierte den Sieger der Giovani, Alessandro Casillo, mehrfach über die Bühne um während der Liveshow Pressefotos schießen zu lassen. Zwischenzeitlich war er auch in einer Dauerwerbesendung für Waschpulver von Dash zu sehen. Nach gefühlten fünf Stunden stand dann aber endlich das Ergebnis fest, sowohl der Sieger des Festivals, als auch die Interpretin für die Eurovision in Baku.

Griechenland - Allerhand skurrile Nachrichten gab es in dieser Woche aus Griechenland. Das man als Pleitestaat der Europäischen Union in diesem Jahr bezüglich eines nationalen Vorentscheids keine großen Sprünge machen kann dürfte verständlich sein. Das man nun aber anscheinend ernsthaft überlegt seinen Vorentscheid in einem Einkaufszentrum durchzuführen ist schon sehr mitleiderregend.

Das griechische Fernsehen ERT hat sich zwar bislang weder zu potentiellen Kandidaten noch zum Austragungsort geäußert, angesichts der Low Budget-Produktion in diesem Jahr dürfte diese Option jedoch nicht unwahrscheinlich sein. Viel interessanter sind ohnehin die Kandidaten, die als Teilnehmer des Vorentscheids gehandelt werden. Im Klatsch und Tratsch sind u.a. das Duo Velvet Fire, das Griechenland durchaus mal von einer anderen Seite zeigen könnte, sofern sie sich nicht gegenseitig umbringen, wie im Video zu "Apisteuta poli" oder die vor zwei Jahren leidvoll disqualifizierte Sängerin Eleftheria Eleftheriou dabei.

Außerdem wird Kostas Martakis, seines Zeichens Castingshowteilnehmer bei Alpha TV und einstiger Vorentscheidungsteilnehmer (2008) als möglicher Teilnehmer gehandelt. Mit "Always and forever" wurde er damals hinter Kalomoira Zweiter. Wir dürfen gespannt sein, was Universal Music und ERT aussuchen, gewiss wird es aber ein Beitrag sein, der den Eurovision Song Contest auf keinen Fall gewinnt - das können sich die Griechen schließlich am aller wenigsten leisten.

Jetzt ist vorentscheidungstechnisch erst einmal ein paar Tage Ruhe, die nächsten Shows finden Freitag, am 24. Februar statt, gemeint sind das Semifinale des undurchsichtigen finnischen Vorentscheids Uuden Musiikin Kilpailu, sowie die Vorentscheidungen in Irland mit Jedward und Österreich mit Conchita. Einen Tag später wird in Finnland dann der Sieger und Song Contest-Kandidat gekürt, in Schweden treten u.a. Danny Saucedo und Charlotte Perrelli an und am Sonntag wählen zudem noch die Niederlande und Slowenien, das vor meheren Wochen einmal Eva Boto und Eva & Nina Prusnik ins Finale gewählt hat.