Freitag, 20. Januar 2012

Kommentar: Unser Star vs. Blitztabelle


Deutschland - Es wurde von den Organisatoren als große Innovation angepriesen, Hochspannung und eine Offenlegung der Ergebnisse in Echtzeit wurden versprochen, doch was nützt das alles, wenn nicht mehr die Kandidaten, immerhin unsere potentiellen Akteure in Baku sondern das Voting im Mittelpunkt der Show steht?

Heute sind sich sämtliche Medien einig, dass die ausgedachte Form gelebter Demokratie beim Voting von Unser Star für Baku zwar an Hochspannung kaum zu überbieten ist, jedoch dem gesamten Grundgedanken der Show schadet und das Endergebnis mehr oder weniger willkürlich ist und einer Momentaufnahme entspricht. So mussten sich sogar die Juroren eingestehen, dass ihr Plan für die Tonne war, spätestens zu dem Zeitpunkt, als Mitfavoritin Vera gestern Abend Sechste wurde.

"Die Kandidaten sind alle extrem gut, von der Kuscheljury gibt es kein böses Wort. Thomas D fühlt sich umarmt, Stefan Raab attestiert allen einen ganz besonderen Sound und Alina Süggeler von der Band Frida Gold manövriert sich geschickt um jede negative Kritik herum. Alles Friede Freude, wenn da nicht diese Blitztabelle wäre.", heißt es in der Frankfurter Rundschau und dahinter steckt viel Wahres.

Denn die Kandidatin Rachel hätte gestern nicht den ersten Platz im Ranking belegt, wäre sie nicht kurz vor Votingschluss von den Juroren noch einmal gepusht worden. Man sollte zwar eigentlich meinen, die Zuschauer könnten sich ihr eigenes Urteil bilden, aber scheinbar wird dann doch noch einmal zusätzlich angerufen, um die Favoriten der Juroren im Rennen zu behalten.

Nicht bedacht haben die Juroren dabei, dass möglicherweise andere Favoriten dabei auf der Strecke bleiben und so wirkten alle überrascht, als Vera, die das anfängliche Sympathievoting dank ihrem schwäbischen Dialekt gewann und auch mit ihrem Song überzeugte, dann nur auf Platz 6 lag. Etwas, dass ich letzte Woche bereits bei Kai Nötting bemängelte, der 20 Sekunden vor Schluss von zwischenzeitlich Platz 1 auf 6 durchgereicht wurde.

Sollte dieses Prinzip nun bis zum bitteren Ende durchgeführt werden, so fürchte ich, wird nicht der eigentliche Favorit der Zuschauer nach Baku fahren, sondern der Kandidat, der in der richtigen Sekunde die Nase vorn hat. Transparenz beim Ergebnis ist zwar gut und mit Sicherheit ein Fortschritt, führt aber leider auch zu Ergebnissen, die auch korrupte Juroren hinbekommen hätten, ohne das enorme Telefongebühren anfallen.

Halten wir also fest, dass wir keine neue Lena Meyer-Landrut suchen, die den Erfolg von Oslo 2010 wiederholen kann, sondern nur einen Kandidaten, der bei diesen Bedinungen zufälligerweise gerade ganz oben im Echtzeit-Ranking steht. Die Quoten von USfB brachen ebenfalls ein, die zweite Show am Donnerstag erreichte lediglich 1,7 Millionen Zuschauer, ein Marktanteil von 5,4% in der werberelevanten Zielgruppe.